von Gunda
Da gibt man sich tagtäglich redliche Mühe, um Japanern ein anständiges Bild von Deutschland jenseits von Neuschwanstein und Sauerkraut zu vermitteln und dann das:
Eine meiner Schülerinnen berichtete mir heute, daß am Morgen im Fernsehen ein Kulturtraining aus Deutschland zu bewundern war.
Belehrt wurden Busfahrer aus Bonn, wo die japanische Fußballmannschaft im Moment untergebracht ist. Es werden wohl Anstürme von japanischen Fans erwartet, und darauf will man vorbereitet sein. Also müssen die Busfahrer wissen: Japaner entschuldigen sich andauernd; auch, wenn es nichts zu entschuldigen gibt. "Sumimasen!" sagen sie dann. (Was die erklärende Frau wohl nicht wußte: Das wird im Sinne von "Entschuldigen Sie bitte, könnten Sie mir Ihre Aufmerksamkeit schenken?" benutzt und findet sonst auch noch eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten, die nichts mit einer Entschuldigung zu tun haben.)
Desweiteren ist es natürlich für so einen transportierenden Busfahrer auch ungemein wichtig, sich noch weiter in die Kultur seines Fahrgastes einfühlen zu können und z.B. zu wissen, was der so normalerweise ißt. Also wurde Sushi verteilt, was wohl geschmacklich wenig Begeisterung unter den Busfahrern auslöste. (Aber klar, Berliner Busfahrer essen ja auch z.B. Döner oder Pizza, Spaghetti ...)
Ach ja, und die Taxifahrer sollten in der Aufgeklärtheit ihren Kollegen auch um nichts nachstehen. Sie bekamen einige japanische Vokabeln zum Lernen auf und gesagt, sie sollten, wenn ein Japaner bei ihnen mitfahren will, aussteigen, um das Auto herumgehen, dem Fahrgast die Tür aufmachen, ihn einsteigen lassen und dann die Tür wieder zumachen, ums Auto herumgehen, selber einsteigen und losfahren. Weil, in Japan gehen ja die Türen für den Fahrgast hinten automatisch auf, da könnte der verunsichert sein, wenn sich in Deutschland da nichts regt. Interessant wäre jetzt, zu erfahren, wie viele in Bonn lebende Asiaten in Zukunft irritiert werden, wenn sie in ein Taxi steigen wollen...
Ja, was die Deutschen machen, das wollen sie dann auch gleich ganz gründlich machen. Besonders, wenn es um Völkerverständigung geht. Man will sich ja nicht nachsagen lassen, man sei nicht gastfreundlich...
Und dann bitte noch einmal nach Neuschwanstein und Sauerkraut essen, wie das die Deutschen immerzu machen.
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