von Gunda
Sonne! Und warm!
Nachdem wir mal so richtig ausgeschlafen hatten, ging’s mit Fahrrädern vom Gästehaus los. (Für manche Dinge muß man erst ins Ausland: Thomas und ich sind noch nie zusammen Fahrrad gefahren, weil wir immer nur zu zweit ein Fahrrad hatten.) Klasse! Das ging mit dem Fuß! Und überhaupt brauche ich nur noch manchmal den Verband…
Wir wollten Schwimmbäder für Thomas in der Nähe seiner Arbeit suchen und gucken, ob es im Secondhand-Möbelladen neue Sachen gibt.
Ein Schwimmbad hatten wir schnell gefunden.
Dann aber haben wir uns beide in dem Möbelladen sofort in ein niedriges natur-weißes Designer-Schlaf-Sofa verguckt, das dazu noch nur umgerechnet 12 Euro kostete. (Naja, ein bischen saubermachen muß man es schon…) Also: Sofort zuschlagen! Paradoxerweise kostet das Liefern fast dreimal so viel, wie das Sofa selber. Aber nächsten Samstag, wenn Thomas’ Gehalt da ist, versuchen wir, in die Bestellung gleich noch die Waschmaschine, den Kühlschrank, einen Tisch und Stühle einzubauen. Dann lohnt es sich wenigstens. Ich bin den ganzen restlichen Tag total froh über dieses Sofa gewesen, weil das auch bedeutet, daß wir uns mit dem Bettenkauf nicht beeilen müssen und nur eine Nacht auf einem improvisierten Lager im Tatami-Zimmer schlafen müssen.
Als wir nach dem Essen beim Chinesen im zweiten Secondhand-Laden waren, wackelte alles ein bischen. Irgendwie konnte ich das Ganze nicht so ernst nehmen, bis uns die Verkäuferin doch tatsächlich sagte, das sei ein Erdbeben. Naja, war ja auch schnell vorbei. Dann sind wir zu Thomas ins Büro gefahren, um nach Mails zu gucken, und gerade, als er „Spiegel online“ anklickte und wir bei den Schlagzeilen lasen, daß es in Tokyo ein sehr starkes Erdbeben gegeben haben soll, fing das Büro an, zu wackeln. Das beeindruckte Thomas’ japanische Kollegen natürlich nicht im Geringsten, weshalb sie einfach ganz normal weiterarbeiteten, ohne eine Miene zu verziehen. Natürlich haben wir dann gleich den Artikel zum Erdbeben gelesen und waren doch sehr erstaunt, als wir etwas vom „heftigsten Erdbeben seit Jahren“ (Stärke 6-7) lasen. Da konnte doch was nicht stimmen. Wir waren auch nur 40 km von Tokyo weg. Da hätte man doch was merken müssen! Hatten wir schon wieder was verpaßt?
Als wir dann zu Hause den Fernseher anmachten, klärten sich unsere Fragen nach und nach. – Anscheinend war das Epizentrum im Nordwesten der Hauptinsel gewesen, während wir uns im Nordosten befunden haben. Deshalb haben wir nur ein bischen was abbekommen. Eigentlich nicht beängstigender als beim ersten Mal. (So ein Erdbeben fühlt sich im Prinzip an, als wenn man bei Sturm auf einem Schiff ist. Alles wackelt, aber nicht doll. Nur schaukelt es nicht so, sondern rumst mehr. – Anders kann ich das einfach nicht erklären!) Während wir fern sahen gab es noch kleinere Nachbeben, und ich habe angefangen, darüber zu philosophieren, was es denn wohl für ein Gefühl wäre, ein Erdbeben auf der Toilette zu erleben. Als ich dann wirklich mußte, witzelte ich noch, Thomas solle doch mal ein bischen rumwackeln, damit ich das erleben könne. Einige Sekunden später fing es tatsächlich nochmal an, ein bischen zu beben…
Während ich die Handtücher beobachtet habe, wie sie da so vor sich hin schaukelten, bekam ich das eigenartige Gefühl, gar nicht mehr richtig zu wissen, ob es nun bebt, oder nicht. Ich war so sehr auf das Beben eingestellt, daß ich die ganze Zeit das Gefühl hatte, ein bischen den festen Boden unter den Füßen verloren zu haben. – Ich mußte die Handtücher beobachten, um sicher zu sein, daß das Erdbeben wirklich vorbei war.
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