von Thomas
Am Samstag wollten wir eigentlich beide nach Kamakura an den Strand fahren, leider konnte Gunda dann aber nicht mit, weil ihr Kopf sie mal wieder plagte. Also bin ich alleine los. Das Wetter war einfach nur ideal, Sonnenschein, aber nicht zu heiss und am Strand schliesslich ein bischen Wind. Der Strand war noch gut besucht, allerdings ist die offizielle Badesaison in Japan wohl schon wieder vorbei. Jedenfalls hatte alle Lokala und Buden am Strand schon zu, bzw. wurden sogar schon demontiert. Was solche Sachen angeht, erscheinen mir die Japaner immer unheimlich unflexibel. Warum verlaengert man nicht einfach alles um ein paar Tage, wenn das Wetter doch noch mitspielt und die Leute kommen?
Na, wie auch immer, es war jedenfalls mal ganz interessant einen anderen Strand als den in Oarai zu sehen. Die Atmosphaere war eine ganz andere. Oarai ist ja doch eher etwas verschlafen und irgenwie weniger am westlichen Stil orientiert. Und das lag jetzt nicht daran, dass in Kamakura auch mehr Auslaender sich am Strand tummelten. Die Sonnenphobie war hier z.B. viel weniger ausgepraegt. Die wenigsten Leute hatten einen Sonneschirm oder eines der hier so gebraeuchlichen kleinen Strandzelte. Man sah auch weniger voll bekleidete Leute oder wenigsten mit einem T-Shirt bekleidete. Noe, wenn es nicht gerade Surfer waren, lagen die meisten einfach in Badehose bzw. Bikini am Strand und aalten sich in der Sonne. Wobei interessanter Weise den knapsten Bikini eine Dame schon durchaus aelteren Semesters trug, was wir auch schon von unserem Fitnessstudio kennen. Waerend dort die Teens und Twens den alles kaschierenden Schlabberlook bevorzugen, stehen dort die Damen ab Ende dreissig bis Ende vierzig auf hautenge, meist bauch- und schulterfreie Tops... Keine Ahnung woran das liegt, aber es ist schon sehr auffaellig.
Was noch auffiel war, dass die Leute laenger am Strand blieben, bzw. sogar noch sehr spaet neue kamen. In Oarai ist spaetestens ab 5 Uhr tote Hose (was auch wiedersinnig ist, denn einerseits versucht man sich mit allen Mitteln gegen die Sonne zu schuetzen, andererseits ist man nur am Strand, wenn die Sonne am staerksten vom Himmel braet...) hier war bis zum Sonnenuntergang der Strand noch gut besucht und erst als etwa um sieben die Sonne endguetlig untergegangen war, verliessen der Grossteil der Leute endguetlig den Strand.
Das mit dem Sonnenuntergang war leider ein kleiner Reinfall. Ich hatte eigentlich auf Sonnenuntergang im Meer Bilder gehofft, leider ging die Sonne dann doch eher parallel zum Strand unter, was nicht so wirklich spektakulaere Bilder gab. Na ja, man kann nicht alles haben...
Was auch nicht klappte, war meine kurze Tempelexkursion. Kamakura ohne Tempel kann man eigentlich nicht machen, dachte ich und da laut Karte ganz nah am Strand einer sein sollte, wollte ich da mal hin. Irgendwie hab ich das Ding aber nicht gefunden und bin stattdessen gut eine Stunde durch kleine Strassen in den Huegeln und Taelern entlang der Kueste herumgeirrt und war letztelich froh, noch rechtzeitig zum Strand zurueckzukommen, um den Rest des Sonnenscheins noch zu geniessen. So kann's halt gehen...
Gestern gab's dann ein ganz anderes Programm: Mari hatte uns geschrieben, dass unsere Toepfersachen aus Mashiko angekommen sind und gefragt, ob wir sie nicht anholen und dann den Tag zusammen verbringen wollten. Da sagten wir natuerlich nicht nein. Da Mari Hunger hatte, sind wir dann erstmal zu "Ali's Kebab Cafe" gefahren, was Mari nicht kannte und auch fuer uns eine recht skurrile Sache ist. Und dann ging's zum Bowling, was wir eh schon mal mit Mari machen wollten, dann aber ins Wasser gefallen war, da Mari damals nicht konnte. Das ganz wurde dann die erwartet lustige Angelegenheit und wir hatten alle viel Spass. Was es uns besonders Angetan hatte, war der Bowlingschuautomat, der aber leider keine Schuhe in meiner Groesse ausspuckt. Eine in jeder Hinsicht typisch japanische Angelegenheit.
Irgendwie typisch und doch gleichzeitig ganz untypisch war der naechste Programmpunkt. Eine Tour zum Ushiku-Daibutsu. Obwohl Mari in Ushiku wohnt und man das Ding Dank seiner Hoehe von 120m auch noch aus mehrern Kilometern Entfernung sieht, war sie noch nie dort und fand es auch eher skurril, dass wir da hin wollte. Auch der Rest der Familie fand es spaeter ziemlich lustig, dass wir ausgerechnet dahin gefahren sind. Das ist aber nicht ungewoehnlich, die meisten Japaner reagierten so, wenn wir davon anfingen. Der Ushiku-Daibutsu zaehlt anscheinend nicht so recht, erst ist halt modern, hat noch keine tausend Jahre auf dem Buckel, warum soll man sich das anschauen? Man hat doch Kamakura und Nara, was braucht man da so einen riesen Kerl in Ushiku?
Wie auch immer, ich finde ihn immer sehr beeindruckend und vor allem auch das stylische Innere mit dem Mix aus alt und modern sehr interessant und letztlich auch schon ziemlich typisch japanisch.
Danach gings dann zu Maris Eltern, um die Toepferwaren zu begutachten. Und ich muss sagen, ich war schon ziemlich platt. Wenn man mal davon absieht, dass, vor allem in meinem Fall, die aussere Form und Groesse etwas vom Zufall diktiert wurde, sehen die Sachen so lackiert und gebrannt doch richtig professionell aus. Es ist erstaunlich, wie schnell man da ein Erfolgserlebnis hinbekommt :)
Da das jetzt als Tagesprogramm noch nicht genug war, sind wir dann noch mit der ganzen Familie zum Essen gefahren. Ein Lokal weit draussen in Tsukuba (was dazu fuehrte, dass Mari und ihre Mutter sich ein paarmal verfahren haben) in einem westlich-japanischen Stil. Das Gebaeude und der Garten drumherherum waren klassich japanisch, dass Essen dagegen stark italienisch angehaucht. Alles sehr nobel und edel und sicher wahnsinnig teuer. Aber es hat sich wenigstens gelohnt, war alles ausgesprochen lecker und ein netter, lustiger Ausklang des Abends!
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