Der letzte Besucher
von Thomas
Am Sonntag ging unser letzter Urlaub in Japan zu Ende, heute hat sich unser letzter Besucher aus Deutschland verabschiedet. So ist das jetzt halt, fast alles, was wir im Moment machen, machen wir zum letzten mal...
In jedem Fall war es aber ein schöner Abschluss in der Reihe der Besucher aus Deutschland, die in den letzten beiden Jahren hier bei uns eingetrudelt sind. Manfred kam am Montag recht spät aus Tokyo zu uns raus und gestern haben wir dann noch etwas Besuchsprogramm gemacht. Erst bin ich mit ihm ins Institut gefahren und hab dort eine kleine Führung durch die Labore gemacht. Sonst war nicht viel los, von den Profs war eh keiner da und sonstige alte Bekannte gab es auch nicht. Zum Mittag sind wir dann nach Tsukuba gefahren und haben uns dort mit Gunda getroffen. Wir sind in eines unserer Lieblinglokale gegangen, ins Rakeru. Dort gibt es "Omuraisu" gegessen, was Manfred nur vom Sehen her kannte. Omuraisu ist eine jener japanischer Spezialitäten, die die Japaner für ein typisch westliches Essen halten, dass es aber (unseres Wissens) nirgendwo in der westlichen Welt so gibt... Was ist es? Reis eingewickelt in Ruehrei (daher eben Omuraisu = Omelette + Reis). Das ganze gibt es dann mit verschiedenen Sossen, Beilagen oder Fleisch. Typisch japanisch halt... Der Nachtisch fiel in die gleiche Kategorie: Eisparfait. Große Eisbecher, angereichert mit Kuchen, Pralinen, Sahne, Pudding, Obst oder Cornflakes oder alles zusammen...
Nach dem Essen ging's dann zum Tsukuba-san (wohl auch zum letzten mal...). Allerdings waren wir schon etwas spät dran, und da sind wir nur bis zu dem Schrein auf halber Höhe gekommen. War aber gar nicht schlimm, es waren mal nur sehr wenig Leute dort und man konnte sich alle in Ruhe ansehen und Bilder machen :)
Zurück in Tsukuba gings noch nach Starbucks, in einen 100-Yen-Shop und einen Photoautomaten, um ein paar witzige Bilder zu machen, wie wir es mit fast allen Besuchern gemacht haben. Das ist immer ein riesen Spass, etwas albern zwar, aber was soll's, es ist halt immer wieder ein Event und eine schöne Erinnerung...
Zum Abendessen ging es dann in ein kleines Yakinikku-Restaurant in Arakawaoki. Das hatten Gunda und ich nach dem letzten Matsuri dort entdeckt. Es gibt dort nur ein paar Tische und man grillt mit echter Holzkohle und nicht mit den üblichen Gasbrennern. Es ist schon immer ein toller Anblick, wenn der Koch einem dann den Topf mit der glühenden Kohle auf den Tisch stellt. Als wir ankamen, war eigentlich alles voll, doch eine Familie, die an zwei Tischen sass, rückte einfach etwas enger zusammen, damit wir einen der Tische bekommen konnten. Das war natürlich ganz lieb... Am Ende haben uns dann noch ein paar Männer vom Nebentisch angequatscht, nachdem sie endlich nach ausreichendem Trinkgenuss mutig genug geworden waren. Da gabs dann übliche Fragestunden incl. großem Hallo, wenn man sagt, dass man aus Deutschland kommt. Wie das hier weit ab von Tokyo halt so ist, selbst nach zwei Jahren noch...
Dann bleibt nur noch zu berichten, dass Manfred heute ganz früh nach Narita gefahren ist und jetzt wohl gerade irgendwo über Nordrussland schwebt. In einem Monat in Bonn werden wir uns dann wiedersehen...
Ich fand es vorallem mal ganz entspannend, einen Deutschen zu Besuch zu haben, dem man nicht gleich ganz Japan erklären muß.
Klar, das Japan, in dem Manfred und Gertrud vor ca. 8 Jahren gewohnt haben, war nochmal anders; aber alles in allem hat dieser letzte Besuch doch gezeigt, daß es auch wichtig ist, Leute zu haben, die diese Erfahrung teilen und einen nicht als "exotisch" betrachten.
Kommentiert von: Gunda | 31. August 06 um 04:14
Ja, das stimmt. Das war eigentlich der einzige "normale" Besucher, den wir hatten, bei dem es keine Rolle spielte, dass wir als Deutsche in Japan leben. Haette das irgendwo in Deutschland stattgefunden, waere es kaum anders abgelaufen...
Kommentiert von: Thomas | 31. August 06 um 04:24
Stimmt. ;-)
Kommentiert von: Gunda | 01. September 06 um 03:04